Position des VDBF zur IT-Branche
Elektronische Substitution ist mittlerweile zu einer konkurrierenden Bedrohung für die Zukunft der traditionellen Kommunikation auf Papier geworden. Immer mehr Unternehmen gehen zur Nutzung des Internets und der E-Mail über, da sie ihre Zielgruppen erweitern und die Kosten reduzieren wollen. Ob diese beiden Ziele realisiert sind oder tatsächlich werden, ist umstritten und außerhalb unseres Kompetenzbereiches.
Nationale Regierungen - besonders in den nördlichen Regionen Europas – haben angeordnet, dass Regierungsdokumente elektronisch verteilt werden sollten und die EU-Kommission und die Bundesregierung Deutschland haben spezielle Arbeitsgruppen eingerichtet mit dem Ziel, mehr Bürger online zu bekommen.
Der VDBF erkennt die Wichtigkeit der IT-Branche in der heutigen Welt an und nutzt selbst gern diese Technik, wo es sinnvoll ist. Außerdem wird weitgehend anerkannt, dass durch eine kombinierte Variante, z.B. Werbe-Briefe und Antworten per Telefon oder E-Mail, eine höhere Reaktionsquote von den Konsumenten zu erhalten sein kann.
Trotzdem, unsere Branche bestreitet eindringlich den blanken Anspruch der Unternehmen und Partner, dass die IT-Lösung der Kommunikation immer effektiver und, was in diesem Zusammenhang besonders wichtig ist, umweltfreundlicher sei.
PitneyBowes zog in einer Veröffentlichung im Juni 2008 drei bedeutende Schlussfolgerungen:
1. Es ist eigentlich unmöglich, die gesamte CO2-Bilanz der Briefpost mit der elektronischen Kommunikation in diesem mehrkanaligen Umfeld zu vergleichen.
2. Versuche, die Briefpost zu eliminieren und durch elektronische Kommunikation zu ersetzen, führen mehr zu einer Neuverteilung der gesamten CO2-Bilanz als zu einer CO2-Reduzierung.
3. Die CO2-Bilanz eines Briefs ist leichter zu ermitteln, weil seine Komponenten für den Empfänger sichtbarer sind. Trotzdem muss die „Hausaufgabe“ der Bestimmung der CO2-Bilanz der elektro-nischen Kommunikations-Komponenten gemacht werden, um ein komplettes Bild der durchgehenden Kommunikation oder des Marketing-Prozesse zu geben.
Dessen ungeachtet sollte man sich einiger relevanter Fakten und Bedenken über den Sektor der Informations- und Kommunikations-Technologie bewusst sein:
McKinsey&Company schätzt, dass der Informations- und Kommunikationssektor in Europa (einschließlich Russland) zusätzlich zu den Treibhausgasen 338,8 Millionen Tonnen CO2 bis zum Jahr 2020 ausstoßen wird – ein Anstieg von 59% (125,6 Millionen Tonnen) CO2-Emission gegenüber 2007
Studien, die zum Nachdenken anregen sollen:
Es gibt bisher keine unabhängigen Studien über den Umwelteinfluss von Briefpost im Vergleich zu elektronischem Ersatz. Das ist sehr bedauerlich, denn es bedeutet für Unternehmen, Medien und Politiker, weiterhin ohne vollständige Information strategische Entscheidungen zu treffen.
In dieser Hinsicht sollten wir uns alle an die Windel-Diskussion im UK erinnern. Nachdem eine Dekade lang die Benutzung von wieder verwendbaren Windeln offiziell unterstützt wurde, wird die UK- Regierung wahrscheinlich eine Kehrtwendung ihrer Einstellung machen. Und zwar deshalb, weil ein Bericht der Europäischen Agentur jüngst bestätigte, dass es keinen wesentlichen Unter-schied bei den Treibhausgas-Emissionen von wieder verwendbaren Windeln im Vergleich zu entsorgten Windeln gibt. Der Bericht hob hervor, dass beide einen Einfluss auf die Umwelt haben – es ist nur so, dass der Einfluss an unterschiedlichen Stellen des Lebenskreislaufes des Produkts auftritt.
Es ist wichtig, umfassende und vergleichende Studien zum Umwelt-Kreislauf durchzuführen, bevor Schlussfolgerungen gezogen werden, die negative Auswirkungen auf einzelne Industrien und ihren Ruf haben.